Ermlandbriefe (2/2014)
Leitartikel - Pfingsten 2014

Logo: 99. Katholikentag 2014 in Regensburg



Liebe Ermländerinnen, liebe Ermländer,

liebe Leserinnen und Leser der Ermlandbriefe!

Unter dem Leitwort „Mit Christus Brücken bauen“ haben sich tausende Gläubige in der „Brückenstadt“ Regensburg zum 99. Deutschen Katholikentag versammelt, darunter auch zahlreiche Ermländerinnen und Ermländer.

Mit diesem Leitwort wollen die Veranstalter des Katholikentages uns Christen daran erinnern, dass wir alle als Brückenbauerinnen und Brückenbauer Zeugnis für unser Christsein in Kirche und Gesellschaft ablegen.

Wird auch der Begriff „Brückenbauer“ (pontifex) oftmals nur auf das Amt des Bischofs von Rom (pontifex maximus) reduziert, so haben wir spätestens seit dem II. Vatikanischen Konzil gelernt, dass jeder Christ Brückenbauer sein sollte, um die Botschaft Jesu weiterzutragen. Und alle diejenigen, die Jesu Botschaft zu uns hingetragen haben, sind Brückenbauer gewesen. In seiner Botschaft an die von Flucht und Vertreibung betroffenen Gläubigen unterstreicht Bischof Kaller im Juni 1945 die Bereitschaft zum Brückenbau, zur Versöhnung. Bischof Maximilian sagt in seiner Predigt am 10. Juni 1945: „Aber wo sind die Menschen, die die Brücken wieder bauen können? Wenn schon so viel Mühe und Anstrengung und Zeit dazugehört, die Brücken aus Stein oder aus Eisen wieder zu bauen, die in wenigen Augenblicken gesprengt wurden, so ist es noch viel schwerer, wieder Brücken zu schlagen zwischen den Seelen und Herzen der Menschen und Völker!“

Weiter sagt der Bischof: „Am Pfingstfest wurde uns klar: es muss ein neuer Anfang sein nicht nur aus Menschenwollen und Menschenkraft, sondern ein neuer Beginn in der „Kraft aus der Höhe“, ein neuer Anfang im Heiligen Geiste.“

Bischof Kaller spricht in Verbindung mit dem Pfingstfest und im Hinblick auf die „Kraft aus der Höhe“ Gedanken aus, die während des II. Vat. Konzils im Zusammentreffen der deutschen und polnischen Bischöfe Wirklichkeit geworden sind.

Nach dem Konzil kommt es zu gegenseitigen Besuchen zwischen deutschem und polnischen Episkopat. Im September 1978 reisen polnische Bischöfe nach Deutschland und unvergessen ist mir ein Bildband dieses Treffens, dem Kardinal Höffner und Kardinal Wyszynski ein Vorwort voranstellen: „Was 1965 durch den Briefwechsel der Versöhnung in den Bänken des zu Ende gehenden Konzils eingeleitet wurde, ist jetzt vor aller Welt besiegelt worden. Der Brückenbau über die Kluft einer schrecklichen Vergangenheit ist gelungen…. Das brüderliche Miteinander zwischen Polen und Deutschen muss zu einer Selbstverständlichkeit werden. Die Glaubenskraft unserer beiden Völker muss gemeinsam beitragen zu einer Erneuerung Europas in einem Frieden in Gerechtigkeit.“

Vor 69 Jahren ist der schreckliche Krieg zu Ende gegangen. Er hat Wunden geschlagen und die Narben an Leib und Seele sind noch sichtbar. Aber Menschen wie Bischof Kaller und Papst Johannes Paulus II., dessen Heiligsprechung in Görlitz zu einer deutsch-polnischen Gedenkfeier über die Neißebrücke hinweg geführt hat, haben unvergessliche Impulse zu einem Brückenbau gegeben. Impulse, die aufgenommen und weitergeführt werden sollten!

Wäre es nicht ein sichtbares Zeichen, wenn wir für Anfang September 2015 - 70 Jahre nach Kriegsende - zu einer besonderen Ermlandwallfahrt in die gemeinsame Heimat „Ermland/Warmia“ aufbrechen würden? Eine „starke“ Wallfahrt nach Dietrichswalde zur Gottesmutter, weiterhin zur Bischofskirche nach Frauenburg und zum zweisprachigen Gedenkstein am Haff?

Lasst uns gemeinsam Brücken bauen – mit Christus, dem Brückenbauer, der uns durch die „Kraft aus der Höhe“ stärkt und leitet. Ich würde mich sehr freuen, wenn viele Geistliche und Gläubige im nächsten Jahr zu einer besonderen Wallfahrt ins Ermland aufbrechen würden! Feiern wir gemeinsam mit den dort lebenden Ermländern Gottesdienste, teilen wir gemeinsam Freud und Leid und geben wir der „Kraft aus der Höhe“ Raum in unseren Herzen.

Im Namen der Verantwortlichen von „Ermlandfamilie e.V.“, im Namen unseres emeritierten Visitators und aller Mitbrüder grüße ich Sie alle zum hochheiligen Pfingstfest mit dem bischöflichen Wort, das die Mitra von Bischof Kaller zierte: „Pax vobis“ – „Der Friede sei mit euch allen!“

Frohe, gesegnete Pfingsten wünscht

Ihr/Euer

Msgr. Achim Brennecke, Dekan des Ermländischen Konsistoriums



 

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